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 Ein langer Abend

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BeitragThema: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyMi Jun 25, 2014 11:06 pm

Die Nacht ist ungewöhnlich ruhig an diesem Abend. Es sind kaum Wolken am Himmel und die Nacht wird vom Schein des Mondes erhellt. Die Abendstunde ist bereits länger hereingebrochen, es musste wohl kurz nach Mitternacht sein. Die meisten Mauerwächter sind bereits in der Kaserne und ruhen sich aus.  Die Stadt ist wie ausgestorben. Kaum noch Bewegung auf den Straßen, keine leuchtenden Laternen mehr angezündet. Auf der Mauer Rose, sehen wir einen jungen Mann dessen Blick sich zum Horizont richtet und die unendlichen Weiten erblickt, die von den monströsen Riesen eingenommen sind. Er steht da, ziemlich lange, ohne dass er sich regt. Seine Augen strahlen eine Einsamkeit aus, als würde er nichts zu verlieren haben. Der leicht aufkommende Wind scheint  ihm zuzuflüstern und doch ignoriert er ihn. Seine Gedanken drehen sich. Hanz hatte in dieser Nacht die Aufsicht über die Nachtschicht erhalten. Das heißt: Sicherstellen, dass Wache gehalten und nicht geschlafen wird. Klingt so einfach. Ist aber so schwer zu gewährleisten. Die Mauern waren nicht umsonst als unüberwindbar erklärt worden. Nach den letzten Vorkommnissen ist es ruhig geworden. Wie man das auch beschreiben mag. Zu seiner rechten Seite standen noch einige Fässer mit gefülltem Gas, die nicht ordnungsgemäß eingelagert wurden. Offensichtlich haben es sich da einige wohl bequem gemacht und die Arbeit liegen gelassen. Hier und da patrouillieren zwei Männer und machen ihre Strecken, um sich ein Bild über die Lage zumachen. Nichts. Kein einziger, nennenswerter Vorfall. Hanz atmet einmal tief durch. Ein ziemlich langweiliger und langwieriger Abend startete gerade.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyDo Jun 26, 2014 7:32 am

Langsamen Schrittes blickte sie hinunter auf die Kreaturen. Mitleid regte sich in ihr, wirkten diese monströsen Menschenfresser doch so verzweifelt und hilflos dort unten. Als ihr dann wieder der Gedanke kam, dass diese hilflosen Bestien, ihr dass Fleisch vom Knochen ziehen wollte überkam sie ein Ekel. Diesmal konzentrierte sie ihren Blick auf den Boden unter ihren Füßen, der Mauer, die sie alle beschützte. Heute Abend hatte sie die Leitung des Wachdienstes erhalten, ein Militärpolizist soll wohl auch hier anwesend sein. Grimmig durchwanderte sie die fast wolkenlose, kühle Nacht. Auf der Suche nach Ereignissen. Ein kurzen Blick warf sie noch auf ihre Fackel und musste genervt feststellen, dass diese bald ausgehen würde. Blind durch die Nacht zu wandern, war nie angenehm gewesen. Wenigstens war demnächst Schichtwechsel. Hinzu kam, dass es noch kälter wurde. Fröstelnd strich sich Talissa mit der Handfläche eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beschritt eisern den restlichen Weg. Müde streckte sie ihre Arme hinaus und achtete nicht auf ihre Umgebung. Schließlich schaute sie auf die Stadt vor ihr. Nur noch eine handvoll Laternen und Lichter brannten. Diese Stadt schlief. Tagsüber war es laut und voll. Doch nachts war es der Himmel auf Erde. Liz mochte diese Ruhe. Mit glänzenden Augen beobachtete sie minutenlang die Stadt. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Erschrocken sprang sie auf. Da war ein Mann, der Gegenüber von ihr in Richtung Außenwelt schaute. Auf seiner Uniform war das Einhorn der Militärpolizei. Noch leicht nervös hielt sie ihm die Hand hin. "Verzeiht. Ich hatte euch nicht bemerkt."
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyDo Jun 26, 2014 10:02 pm

Hanz war überrascht. Hat er die junge Frau doch nicht kommen sehen, nicht mal erkannt. Kein Wunder. Als Teil der Militärpolizei bleiben einem die vielen Gesichter der Mauerwache verwehrt. Mit einem kleinen Zögern erwidert der Soldat den Handschlag der ihm unbekannten Frau. Nicht zu lasch, aber auch nicht zu kräftig drückt er zu. Immerhin soll sie ihn nicht für einen Waschlappen halten. „Ihr müsst euch nicht entschuldigen.“ Hanz setzt ein schmales Lächeln auf und  versucht dabei Augenkontakt herzustellen. „Mein Name ist Hanz Foster. Leutnant der Militärpolizei hier an der Mauer Rose. Ich habe heute Abend die Leitung über die Nachtschicht“ Klingt das nicht einbisschen, nun ja, überzogen? Eingebildet? Hanz selber weiß nicht wie er sich sonst vorstellen soll. So oft hat er bisher auch nicht einen Small-Talk angefangen. Immerhin wollte er professionell rüberkommen. „Wer seid ihr?“ Bei genaueren Betrachtung fällt dem Soldaten das exotische Aussehen der Frau auf. Leicht Asiatische Züge stechen dabei hervor. Hanz hatte in alten Büchern von Menschen gelesen, die von Jenseits der Mauer herkamen, um Schutz zu suchen. Daran erinnerte ihn dieses Gesicht. Sein Vater hatte ihm als Kind auch davon erzählt. Hanz spürt eine kalte Brise, die seinem Körper streichelt und ihm einen kleinen Schauer verpasst. „Ganz schön kalt heute Nacht.“ Seine Augen blicken ellegant zu Boden.Peinlich. Er muss natürlich von sich aus noch mit dem Wetter anfangen.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyDo Jun 26, 2014 10:59 pm

Talissa senkte ihren Kopf ein wenig und brachte ein charmantes Lächeln hervor. Der halbwegs feste Handdruck des Mannes machte ihr nichts und ebenso stark erwiderte sie ihn. Man sah es ihr nicht an, aber sie hatte wirklich viel Kraft. Nach der kurzen Vorstellung des Mannes schaute sie auf. Freundlich, aber trotzdem ernst, stellte sie sich ebenfalls vor: Ich bin Leutnant Talissa Eisenmark von der Mauerwache. Nenn mich einfach Liz. Freut mich dich kennenzulernen!" Während sie nett daherredete, schätzte sie den Mann ein. Schwer ihn einzuschätzen. Wirkt pflichtbewusst. Hoffentlich nicht zu übereifrig. Vorsichtig schritt sie an Hans vorbei, in die Richtung zur Außenwelt. Ihre stahlgrauen Augen glitzerten und wirkten wie ein Silber. Dabei schaute sie über ihre Schulter auf den Militärpolizisten hinter ihr. Ihn streng musternd, dachte sie nach. Obwohl sie auf dem selben Militärrang waren, hatte Hanz die Führung der Nachtwache. Somit besaß er eine gewisse Befehlsgewalt über sie. Diese Situation machte Liz etwas nervös. Solange sie sich ihm gegenüber nett und zuvorkommend verhielt, lief alles bestens. Kurz darauf verschwanden auch die letzten Funken der Fackel und nun war sie komplett erloschen. Gleichgültig lies Talissa diese über den Rand der Mauer fallen. Der Polizist wollte wohl einen Smalltalk starten. Sozusagen ihr Spezialgebiet. "Diese Nacht lehrt einem das Fürchten. Ich habe wirklich viel angenehmere Nächte erlebt. Woher kommt ihr denn und was treibt euch nach Utopia, Hanz?" Sprach sie ihn nun etwas persönlicher an. Talissa hatte eine mysteriöse, dennoch freundliche Aura. Oft hatte sie sich diese zu Nutzen gemacht. Warum sollte sie sich auch nicht mit dem Kerl unterhalten? Es war schließlich besser als gelangweilt Wache zu schieben. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm und zog sich die Jacke zurecht.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptySa Jun 28, 2014 7:11 pm

Hanz ist positiv überrascht über Talissa’s Gesprächsbereitschaft. Bei so einem stillen und langweiligen Abend eine eine willkommene Abwechslung, so den gewöhnlichen Vorkommnissen wie routinierte Rundgänge und Zurechtweisungen der Wachen, nicht am Arbeitsplatz einzuschlafen. „Ist die Nacht nicht beruhigend angenehm? Wenig los. Aber meistens bedeutet es nichts gutes, wenn es zu dieser Uhrzeit noch was zu erledigen gibt, meinst du das nicht auch Liz?“ Das Geschenk, Talissa mit ihrem Spitznamen anzusprechen, nimmt Hanz natürlich an. Dadurch nimmt sich gleich ein wenig Spannung aus dem Gespräch. „ Wenn man Wache hält sollte man seine Fackel bei Laune halten“ entgegnete der junge Mann und deutete mit den Augen auf die erloschene Fackel. In der Tat trieben sich in der Dunkelhit einige subtile Gestalten herum. „ Wie alle Menschen suche ich nur eine Zukunft und Sicherheit, Lizz. Wo kann man sonst eine Existenz leben, außer hinter der Mauer?“ Hanz wendet seinen Körper der trügerischen Idylle der weiten Landschaften zu, die von den Riesen besetzt sind. „Ich hoffe wir können eines Tages zurückblicken, gemeinsam, als Gemeinschaft und unseren Kindern erzählen, wie die Menscheit ihren größten Feind besiegen konnte.“ Nach einer kurzen, rhetorischen Pause hängt Hanz noch an. „ Nämlich den Menschen“ Kurzerhand winkt der Soldat ab und sagt „Tut mir leid, ich habe zu laut gedacht Lizz… Erzählt mir von euch. Was treibt euch an?“
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptySa Jun 28, 2014 11:16 pm

Er war gesprächiger als Talissa angenommen hatte. Das war genau das, was sie gebraucht hatte. Ein Gespräch. Die Stille hatte auf sie eine unangenehme Wirkung. Eine entspannte Ruhe legte sich über Liz. Sämtliche Anspannungen lösten sich. Zustimmend nickte sie bei dem Kommentar von Hanz' Seite über die Nacht. Ihre freundlich, aber ernste Miene verwandelte sich in ein amüsiertes Grinsen als ihr Gegenüber über Fackeln sprach."Fackeln sind tatsächlich launischer als sonst irgendwas, abgesehen von der Natur selbst." Ihr Lächeln wurde größer als er ihr exakt die gleichen Ziele nannte, die sie selbst auch anstrebte. Und Hanz erzählte weiter. Wahrscheinlich wollte er ihren Gesprächspart auch übernehmen. Langsam wurde es Zeit, dass sie das Wort ergriff und ihrem Redefluss freien Lauf lies. "Unsere Kinder? Vorher musst du mir aber schon einige spendieren." Scherzend zwinkerte sie ihm leicht zu. "Mein Ziel ist es, das Überleben meiner Schwester zu sichern. Und wenn möglich, meins auch. Jeder Mensch der vorgibt anders zu denken, bildet sich doch nur selber etwas ein. Die Welt ist für nichts anderes mehr da. Nächstenliebe und Güte sind heutzutage nur noch selten vorzufinden. Verstehe mich nicht falsch. Ich bin nicht so herzlos, wie sich das gerade angehört hat, aber... es ist die Wahrheit." Betrübt senkte sie den Kopf. Ihre Gedanken fielen wieder auf ihre Eltern zurück. Seltsamerweise passierte etwas sehr rares bei Talissa. In ihren Augen bildeten sich kleine, glitzernde Tränen. Diese kleinen Gebilde kullerten ihre Wangen hinunter, bis Liz sie hastig wegwischte.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyFr Jul 04, 2014 8:30 am

Hanz ist überrascht über Talissas schnelle Aufassungsgabe und ihre Ehrlichkeit zu einem ihr völlig unbekannten Mann. Aber ihre Einstellung gegenüber den Menschen unterscheidet sich gar nicht so sehr, von Hanz's Ideologie. Wie gelähmt fühlt er sich als er eine kristallklare, glitzernde Träne, beleuchtet durch die Nacht, erkennt. Sofort fühlt sich der Soldat schuldig. ohne dabei zu wissen, was in der Frau vorging. "Verzeiht. Ich habe da vielleicht ein Fass aufgemacht, dass lieber verschlossen geblieben wäre." Es gibt viele Menschen, die das Verhalten und das Gerede der Politiker in Frage stellen. Nur gibt es sehr wenige, die den Mut haben, ihre Gedanken preiszugeben. Eben jene, die sich dazu aufraffen können, bewundert der Militärsoldat. Es sind eigentlich diese Menschen, die das Recht haben Menschen zu führen und zu schützen. Alles andere zählt nur, damit man andere für sich ins offene Messer springen ließ. Bei diesen Gedanken zieht sich eine Gänsehaut durch Hanz Körper. Tatsache ist, dass es Menschen geben muss, die etwas bewegen. Die Aufstehen und rebellieren. Aber wer würde sich einer Revolution gegen den König erheben?

Eine sanfte Brise streichelt über die Mauer und legt sich wie ein Schleier um diese. Hanz steht Lizz einen Augenblick, ohne eine Reaktion zu zeigen, gegenüber. "Liz, ich denke solange es Menschen gibt, die an das Leben und eine Zukunft für alle glauben...solange gibt es noch Hoffnung. Der Zorn macht uns taub und blind, wir sehen nur uns und das ist das größte Problem in unserer Welt. Die reichen Politiker, die sich den Bauch pinseln lassen- sie sind blind und taub. Aber im Endeffekt haben auch sie viel verloren. Familie, Freunde, ihr Leben. Wer sich davon nicht befreien kann und weiterhin sich selber als Priorität setzt, wird ein bedeutender Faktor für den Untergang der Menschen sein." Harte aber einprägsame Worte. Die Art und Weise wie sich seine Stimme verstärkt und sein Körper sich angespannt hat- ja Hanz hat seine Vorstellungen über die Geschehnisse und Handlungen. Seine Worte hat er in einem überzeugenden Ton gesprochen. In seinen Augen ist ein funkeln, nein ein lodern zu erkennen, eine Flamme, die immer kräftiger zu werden scheint.


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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptySo Jul 06, 2014 9:44 pm

Schnell strich Talissa über ihre Wange und wischte dabei die Träne weg. Der glitzernde kleine Tropfen flog hinunter und zerschellte auf dem harten Steinboden. Mit einem größenteils erzwungenem Lächeln schaute sie zu Hanz auf. Er konnte nichts dafür. Um ihm dies auch klarzumachen sagte sie mit einer Stimme, die wohl eher sie selbst beruhigen sollte: "Keine Sorge, du trägst keine Schuld. Ich habe mich nur an Dinge erinnert, die ich längst vergessen hatte." Nervös kratzte sie sich dreimal am Nacken. Es war ihr peinlich gewesen, vor einer anderen, fast fremden Person die Beherrschung zu verlieren und zu weinen. Tränen zu verlieren, war für sie ein Zeichen der Schwäche. Ihre Nervosität und Nachdenklichkeit verflog als eine leichte Windbrise vorbeizog. Wieder flogen ihr Strähnen ins Gesicht. Genervt strich sie diese hinfort an ihre gedachten Plätze. Dann verschränkte Talissa ihre Arme und hörte Hanz'  Rede über seine gesellschaftlichen Ansichten zu und nickte an manchen Stellen zustimmend. Jedoch schien ihre Laune wieder auf ein gereiztes Niveau zu sinken als er erwähnte, dass die Leute die sich selbst als Priorität sehen ein Faktor für das Untergehen der Menschheit sind. Damit hatte er sie an ihrem wunden Punkt getroffen. Schnippisch und ohne zu zögern kommentierte sie: "Den Leuten, die ihr eigenes Überleben sichern wollen, willst du also die ganze Schuld zuschieben? Nur weil sie nicht für einen alten, kranken Mann ihr Leben opfern wollen, oder durch eine Horde blutrünstiger Titanen laufen um ein kleines, dummes Kind zu retten? Ohne jemanden der uns kontrolliert würde alles im Chaos versinken. Es würde daus Aussterben der Menschheit nur hochgradig beschleunigen. Wenn es niemanden gibt der Überleben möchte, wie soll dann jemand überleben?" Ihre Zähne biss sie zusammen. So stark, dass ein leichtes knirschen zu vernehmen war. Ihr Zorn sollte sich aber nicht gegen Hanz richten, sondern gegen diese Menschen die sie beschrieben. Ganz im Gegenteil. Er war ihr sogar recht sympathisch. Aber wenn man etwas falsches in ihrer Gegenwart sagt, kann sie nicht anders, als es auszusprechen. Nachdem Liz klar wurde, was sie gerade gesagt hatte, senkte sie wieder betrübt den Kopf und meinte mit einem entschuldigenen Ton: "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen."
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptySo Jul 06, 2014 11:22 pm

Hanz bemerkt die Rage in Lizz' Stimme und ihren aufbrausenden, dennoch bestimmenden Unterton. Er ist kein Paranoid, doch irgendwie erweckte die junge Frau den Eindruck, sich für die derzeitge Politik des Königs auszusprechen. Auf einem gewissen Standpunkt zwar nachvollziehbar, aber in Hanz Situation, nicht zu glauben. Irgendwie spürt der Soldat Angst in sich aufkommen. Immerhin kennt er diese Frau nicht und er weiß auch nicht ob sie vielleicht ein Spitzel ist, der zunehmend gegen Interne Rebellen ermitteln soll. Unauffällig lässt Hanz seinen Blick kreisen. Außer den beiden Anwesenden war wirklich niemand hier, hier im dunkeln auf der Mauer, wo man Menschen leicht entsorgen kann. Manchmal spielt einem der eigene Verstand seltsame Streiche. Natürlich würde niemand Hanz ausspionieren und schon gar über die Mauer springen lassen. Weshalb auch? Nachdem er sich für einen Moment gesammelt hatte reagiert der junge Mann auf die Argumente. "Ich gebe zu, es gab eine Zeit in der ich Angst hatte davor, dem Überleben meine ich. Manchmal werden wir zu Handlungen gezwungen, die uns im ersten Moment richtig erscheinen, aber im Grunde wird uns erst bewusst, dass wir falsch lagen, wenn es schon zu spät ist. Das Kind zum Beispiel. Wie kannst du mit dem Gefühl leben, einen Menschen zurücklassen zu müssen? Ein junges Leben, dass sich noch entfallten wird? Wie handele ich richtig und wer sagt mir was richtig ist? Nein, das kann keiner. Wenn wir so weiterleben, werden wir dann nicht das verlieren, was uns von Tieren unterscheidet? Ich verurteile nicht die Menschen, die überleben wollen. Ich verurteile die Menschen und den Preis den sie dafür zahlen. Wer zum überleben, über die Leben anderer geht, hat längst aufgehört als Mensch zu leben, sondern fristet seine Zeit nur noch als Hülle." Er entfernt sich einige Schritte von Lizz und schaut in den Himmel. Harter Tobak. Aber es war Hanz und seine Einstellung, die ihn zu einem Individuum machte, mit einer starken und aussagekräftigen Persönlichkeit, wenn euch irgendwie übermütig."Wir haben alle geliebte Menschen verloren. Das steht außer Frage. Aber es liegt an uns, dass sich solche Schicksalsschläge nicht mehr wiederholen müssen. Jeder hat das Recht zu überleben und leider sind es die Leute, die uns es nicht mehr wissen, eben jene, die dieser Meinung nicht mehr sind." In einem Moment des Schweigens ertappt sich der Soldat, wie er sich scheinbar in der Erscheinung von Lizz verlor. Nur für eine Sekunde vergaß er alles um sich herum und schien schwerelos. Kurzerhand gleitet sein Blick verlegen auf den Boden. Dann, Hanz kramt in einer seiner Seitentaschen, holt er eine Glasflasche, gefüllt mit einer orange-gelblicher Flüssigkeit, hervor. Er öffnet die Flasche, wobei man ein leises summen hören konnte,bewegt sich wieder zu Lizz, allerdings noch zwei Meter Abstand einhaltend, und hielt Lizz die Flasche entgegen. "Das habe ich auf dem Festival des Lebens gekauft. Ich denke du solltest dir einen Schluck erlauben.Ist von einer Zitrusfrucht oder so. Immerhin stehst du hier schon länger Wache und hast bestimmt Durst." Wer kann da schon nein sagen? Ein aufgesetztes wirkendes Lächeln erscheint auf Hanz Gesicht.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyMi Jul 09, 2014 1:53 pm

Ihr Kopf war noch immer schüchtern zu Boden gerichtet. Die Wangen wurden vor Scham rot. Wahrscheinliches hatte er den Eindruck von ihr, den sie sonst immer zu verhindern versuchte. Trotzdem war es der richtige. Ein wenig gequält brachte sie sich dazu aufzusehen und Hanz wieder anzulächeln. Er hielt wieder eine Rede. Diesmal noch bewegender. In Liz schien irgendetwas vorzugehen. Ihre Augen warfen nun einen hoffnungsvollen Blick. Gestehend sagte sie mit einer beschämten Stimme: "Du hast... Recht. Was wären Menschen ohne Menschlichkeit? Eine leere Hülle." Ein wenig eingeschüchtert war Liz schon. Sie wusste, dass er sie jederzeit einfach runter stoßen könnte. Doch entgegen aller Erwartungen bot er ihr ein exotisches Getränk an. Vom Festival des Lebens. Interessant sah es schon aus. Dankend und neugierig zugleich nahm sie es langsam aus Hanz Hand und nahm einen Schluck. Eine Weile lang schmeckte sie ab. Dann schluckte sie hinunter. Begeistert nickte sie und gab Hanz die Flasche wieder. "Wenn ich noch einen Schluck davon trinke, muss ich die leider konfiszieren!" Grinsend zwinkter sie und drehte ihren Kopf seitlich, sodass diese Richtung Wildnis schaute. Für eine kleine Zeitspanne überlegte sie und nickte mehrmals. Ihre Konzentration richtete sie wieder auf Hanz und dabei meinte sie: "Lass uns wieder ins Wachhaus zurückkehren, mir wird kalt." Talissa frierte wirklich. Ihr war die Hitze sowieso immer viel lieber gewesen. Außerdem hatte sie jetzt einen vernünftigen Gesprächspartner, der noch nicht betrunken war. Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten zog sie die Jacke zu und machte sich auf.
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyDo Jul 10, 2014 4:09 pm

Hanz scheint erfreut darüber, dass der Saft ihr gut bekommt und winkt verlegen ab. Ja sie hatte Recht, es wurde tatsächlich etwas kalt. Viel war momentan wirklich nicht los. Eine Gruppe aus Wachen saß bereits wie ein Wolfsrudel zusammen um sich annähernd warm zu halten, in Dreieckformation. Normal für diese Jahreszeit, dass die Tage oft warm und sonnig, die Nächte aber windig und kühl wurden. Lizz war bereits einige Meter vorgelaufen, während Hanz wie versteinert stehen blieb. Er hatte ein schlechtes Gefühl im Magen. Es war ohne Zweifel ruhig, vielleicht zu ruhig? Oder war es nur seine Einbildung? Er selber wollte gar keinen Gedanken an solche Dinge verschwenden, aber könnte es sein das--Nein nie und nimmer'. Skeptisch lässt er seinen Blick umherschweifen. Bis auf die drei genannten Wachen konnte man niemanden sehen. Die drei fest im Auge nimmt Hanz Lizz Spur auf und geht ihr nach.

[Beim Wachhaus]

Das Wachhaus ist wie die Mauer aus Stein gebaut. Sie ist ungefähr drei Meter hoch, die Wände gut einen halben Meter dick. Die Tür ist aus altem, modrigen Holz, wodurch Licht vom inneren des Wachposten nach außen dringen kann. Besonders ist die wohl spartanische Ausrüstung. Neben zwei alten Pritschen hinten links, sieht man in der Mitte eine offene Feuerstelle, umrundet von einigen Stühlen. An rechten Wandseite befindet sich ein Esstisch auf dem benutztes Geschirr abgestellt ist. Gegenüber des Eingangs sieht man eine Tafel und den der aktuelle Schichtplan geklemmt ist. An jeder Wandseite befindet sich ein kleines Fenster, durch das ein Erwachsener gerade so passen würde.Schweigend lief Hanz der Frau nach. Beim Wachhaus legte er einen Zahn zu und öffnete die Tür des Wachposten umgehend. Auch hier war niemand zu sehen. Der junge Mann betrat die Hütte und und zeigte sich im ersten Moment schockiert. Die Ordnung in der Hütte schien katastophal. Überall lagen Flaschen und Überreste von Nahrungsmitteln. Der Schock wich schnell der Ernüchterung. Hanz wollte sich gar nicht darüber aufregen. Er ging gleich zu einem der Stühle beim Feuer und nahm Platz. EIn wenig erschöpft lässt er sich auf diesen nieder."Tatsache ist, dass es hier deutlich wärmer ist. Aber von Ordnung haben die Männer hier wohl nichts gehört." Hanz verwies auf das kleine Chaos in der Hütte. "Achja. Wo sind denn alle? Sollte das Wachhaus nicht auch besetzt sein?"
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BeitragThema: Re: Ein langer Abend   Ein langer Abend EmptyMo Jul 14, 2014 7:22 am

Hanz betrat noch vor ihr das bescheidene Wachhaus. Ein wenig ärgerlich merkte Liz, dass sie vergessen hatte, Hanz über die Unordnung zu informieren. Leicht schämend folgte sie ihm hinein und sah sich um. Genauso dreckig wie immer. Wahrscheinlich war das die Hölle für den Militräpolizisten. Die Scham in ihrem Gesicht wich zu einem kleinen Schmunzeln. Und bei der Frage von Hanz' Seite: "Das Wachhaus ist nicht oft besetzt und ich habe alle auf Patrouille geschickt, die momentan Dienst hatten. Die meisten sollten jetzt wahrscheinlich die Mauer entlang laufen." Nachdem sie ihre Antwort geliefert hatte, setzte sie sich sofort neben ihren Begleiter. Es war wärmer und gemütlicher als draußen. Wenn auch nicht wirklich viel. Für kurze Zeit herrschte ein Schweigen, dann drehte Talissa sich zu Hanz und gab ein Lächeln von sich. Mehr friedlich, als amüsiert. Ebenso still stand sie wieder auf, ging zu den kargen Betten und beugte sich hinunter. Nun hielt sie in ihren Händen 2 lederne Becher und einen großen Wasserschlauch. Das Erbeutete landete auf ihrem Schoß, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte und vorsichtig schenkte sie in beide Becher ein wenig von der dunkelroten Flüssigkeit hinein. Selten hatte sie etwas von ihrem Wein verschenkt. Dies war auch ihr Behälter. Aber der Wein wäre wenigstens eine kleien Hilfe gegen die Kälte. Sie wollte auch gar nicht viel trinken, nur das nötigste war für sie angesagt. Freundlich hielt sie Hanz einen Becher entgegen. Danach nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher. Ein bittersüßer Geschmack durchzog ihren Mund. Zufrieden setzte sie wieder ab und setzte das Gespräch mit Hanz fort: "Erzählt doch etwas von euch. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen." Ihm zuzwinkernd lehnte sie sich zurück und sah in die Ferne.
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